Museum
Im Gebäude des spätmittelalterlichen Pfründnerspitals wird auf drei Stockwerken das Leben der Ackerbürger im bischöflichen Landstädtchen, die Organisation des städtischen Gemeinwesens und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt bis hin zum Strukturwandel der Gegenwart ausgebreitet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Textilhandwerk, der bürgerlichen Wohnkultur, der Schuhherstellung samt Sportschuhindustrie sowie der Volksfrömmigkeit und der sakralen Bildkunst vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert.
Stadtwerdung
Die Anfänge Herzogenaurachs reichen zurück bis in die karolingische Zeit. Am Fluss Aurach entstand ein gleichnamiger Königshof, der erstmals 1002 urkundlich erwähnt wird. Das Rechtsbuch des Bamberger Bischofs Friedrich von Hohenlohe beschreibt „Herzog Awrach” im Jahr 1348 erstmals als Stadt.
Die Stadtmauer bot den Bewohnern Schutz in Kriegszeiten und bei Überfällen, ihre Mauern und Türme bildeten weithin sichtbare Wahrzeichen. Die meisten Bürger waren auf einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb angewiesen, Viehzucht und Teichwirtschaft spielten eine wichtige Rolle, die Hungerkatastrophe von 1771 hatte einen verstärkten Anbau von Kartoffeln zur Folge.
Stattliche Ackerbürgerhäuser mit Aufzugserkern und Tordurchfahrten zeigen die typische Mischung aus städtischem Bürgerstolz und landwirtschaftlicher Hofhaltung noch heute.
Kirchliches Leben
1489 umfasste die Pfarrei 22 Ortschaften mit drei Filialkirchen. Während neun dieser Orte nach der Reformation zur neuen Lehre übertraten, blieben die Herzogenauracher beim katholischen Glauben.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg fanden Wallfahrten zu den weit entfernten Gnadenorten Gößweinstein und Dettelbach großen Zulauf.
Im Zentrum der Hausandacht stand oft ein Herrgottswinkel. Theologie und kirchliche Tradition definierten die Inhalte, der Übergang zwischen Glauben und Aberglauben war jedoch mitunter fließend: Gläubige legten Andachtsbilder als Heilpflaster auf kranke Körperteile oder mischten sie als Schluckbildchen dem Vieh ins Futter.
Pfründner
Das von Conrad Reyter und seine Frau Anna 1508 gestiftete Pfründnerspital zur Versorgung alter und behinderter Bürger war mit umfangreichen Besitztümern ausgestattet und blieb bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste Einrichtung der städtischen Sozialfürsorge.
Die Pfründe garantierten ein Dach über dem Kopf, Brennholz und Kerzen, zwei tägliche Mahlzeiten, Pflege bei Krankheit und ein christliches Begräbnis. Beim Einzug brachten die Pfründner ihre persönliche Habe wie Hausrat, Möbel, Bettzeug und Kleidung mit in das Spital. Nach ihrem Tod fiel ihr gesamtes Eigentum, also auch der Haus- und Grundbesitz, an die Stiftung.
Zünfte
Die Zünfte hatten in der vorindustriellen Zeit eine zentrale Funktion in der Stadt. Sie regelten die Ausbildung von Lehrlingen und Gesellen, überwachten die Qualität der Erzeugnisse und verhinderten unliebsame Konkurrenz. Den Handwerkern und ihren Familien boten sie sozialen und gesellschaftlichen Rückhalt und Unterstützung in Notlagen.
Das Zunftbrauchtum zeigte einen auffallenden Hang zum Zeremoniellen, die oft aufwändig gestaltete Zunfttruhe war ihnen eine Art Heiligtum.
Tuchmacher
Als einzige arbeiteten die Herzogenauracher Tuchmacher schon seit dem Mittelalter auch für den Export und belieferten die Handelshäuser und Märkte Nürnbergs.
Für jeden Tuchmacher arbeiteten mehrere Weberfamilien in Hausindustrie. Spinnen und Weben waren schlecht bezahlte Tätigkeiten, die für ein gesichertes Auskommen die Mitarbeit der gesamten Familie erforderten: in jedem zweiten Herzogenauracher Haus stand ein Handwebstuhl, die Holzgestelle zum Trocknen der bunt gefärbten Stoffe gehörten jahrhundertelang zum Stadtbild.
Beim Positivdruck wurden die fertigen Tafelfarben mittels hölzerner Druckstempel, den sogenannten Modeln, direkt auf das Gewebe aufgebracht und nach dem Trocknen mit Wasserdampf haltbar gemacht. Der Negativdruck fand überwiegend in der Blaufärberei Verwendung, hier wurde zunächst der sogenannte Papp auf das Gewebe aufgebracht, beim anschließenden Färben nahmen diese Stellen dann keine Farbe an.
Die Farbstoffgewinnung aus Pflanzen, Tieren und Mineralien war langwierig und teuer, der Färbevorgang erforderte viel Zeit und große Sachkenntnis im Umgang mit den oft giftigen oder ätzenden Stoffen. Färben war zudem ein sehr geruchsintensiver und umweltbelastender Prozess.
Die Tuchmacher führten ihr Gewerbe bis ins 19. Jahrhundert nahezu unverändert fort, ihr Festhalten am Handwebstuhl führte, als in England durch den Einsatz von Maschinen weit schneller und billiger produziert werden konnte, schließlich zum raschen Aussterben des Tuchgewerbes.
Mit diesem Niedergang und der Verfügbarkeit elektrischen Stroms gewann in Herzogenaurach zunehmend die Schuhfertigung an Bedeutung, viele erwerbslose Tuchmacher sattelten auf die Schuhherstellung um. Sandalen, Halbschuhe, Winterstiefel und Arbeitsschuhe ließ die Schuhindustrie florieren und brachte der Stadt den Beinamen „Fränkisches Pirmasens” ein.
Krisenjahre
Die Goldenen Zwanziger Jahre gingen an Herzogenaurach spurlos vorbei. Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Stadt trotz der Nähe des Fliegerhorsts von Bombardierungen verschont, doch ließen Krieg und Vertreibung die Einwohnerzahl bis 1947 um mehr als 40 Prozent steigen.
Schaeffler-Werke
Die Brüder Dr. Wilhelm Schaeffler und Dr.-Ing. E.h. Georg Schaeffler gründeten 1946 in Herzogenaurach eine Firma, die zunächst Knöpfe, Gürtelschnallen, Leitern und Handwagen produzierte, nach Aufhebung der alliierten Beschränkungen jedoch auf Metallverarbeitung umstellte. Der erfolgreiche Weg des Unternehmens begann 1949 mit der Entwicklung des käfiggeführten Nadellagers. Die Brüder Schaeffler zählen seitdem zu den großen deutschen Wirtschaftspionieren der Nachkriegszeit.
Gebrüder Dassler
Die sportinteressierten Brüder Rudolf und Adolf Dassler begannen in den Zwanziger Jahren damit, in der Waschküche ihrer Mutter Sportschuhe zu fertigen. Dank der neuartigen Idee, für jede Sportart den optimalen Schuh zu entwickeln, blieben Erfolge bei sportlichen Großereignissen nicht aus. Doch die Wiederaufnahme des Betriebs nach Kriegsende war geprägt von Streitereien, und die Brüder vollzogen den Bruch: Rudolf gründete 1948 „PUMA” und Adolf 1949 „adidas”.
Michael Störcher
Der Pfarrer und Maler schuf zahlreiche Altar- und Andachtsbilder. Seine Gemälde lehnen sich der Bildsprache der Nazarener an, die Heiligkeit der dargestellten Personen nahm den Alltagsszenen ihre Trivialität.
Maria Lerch
Die Bildhauerin fand über ein Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule zur Bildhauerei, ihren monumentalen Werken wohnt ein tiefreligiöser Zug inne.
Luitpold Maier
Der 1887 in Herzogenaurach geborene Heimatforscher war Gründungsmitglied des Historischen Vereins und Mitinitiator des Stadtmuseums. Als Liebhaber und Sammler alter Dinge trug er eine umfangreiche und vielseitige Privatsammlung zusammen, seine Aufzeichnungen bilden noch heute eine unentbehrliche Grundlage der Stadtgeschichte.
Der Verfasser hat das Museum am 26.3.2022 besucht.
Bis 19.12.2024, Fürth
Museum, Erlangen
Kulturhistorische Sammlung. Wohnen, Leben und Arbeiten um 1920: Küche, Stube, Schlafkammer, Schuhmacherwerkstatt. Ortsgeschichte. Ostereierausstellung, Sommerausstellung und Advent im Museum.
Bot. Garten, Erlangen
Zwar einer der kleinsten Gärten Deutschlands, aber gärtnerisch bis in die feinsten Details gelungen angelegt. Viele Anregungen, besonders auch für den Naturschutz.
Bis 7.1.2025, Nürnberg
Im Zentrum der Ausstellung stehen die spektakulärer Funde aus dem Wagengrab: einzigartige Überreste von Beigaben, die meist zusammen mit dem Toten verbrannt wurden.
Museum, Weisendorf
Geräte aus dem bäuerlichen und handwerklichen Bereich, Haushaltsgegenstände und Trachten, Dinge des adelsherrschaftlichen und kirchlichen Lebens, Oldtimer-Traktoren, Feuerwehren und andere Fahrzeuge.