Techn. Denkmal

FERROPOLIS

Stadt aus Eisen

Gräfenhainichen: Fünf aus­ge­diente Schaufel­rad- und Eimer­ketten­bagger sowie Ab­setzer, jeder einzelne bis zu 130 Meter lang und 30 Meter hoch, auf einer Halb­insel im Grem­miner See. Schaltanlage, Museum zur Geschichte der Tagebaue. Skelett eines geschlachteten Waldelefanten.

Auf einer Halbinsel im Gremminer See, dem ehemaligen Tagebau Golpa, wurden die hier zurückgelassenen fünf Großgeräte Gemini, Mosquito, Mad Max, Big Wheel und Medusa zu einem technischen Freilichtmuseum zusammengeführt und durch Treppen und Stege für den Besucherverkehr erschlossen: insgesamt rund 7.000 Tonnen Industriegeschichte.

Im Betriebsgebäude der Energieversorgung dokumentiert ein Museum die Geschichte der Tagebaue, die abgebaggerten Orte sowie den sensationellen Waldelefanten-Fund.

Gemini

Der zweiteilige schwenkbare Absetzer von 1958, mit seinen 1.980 Tonnen das schwerste und gewaltigste der ausgestellten Geräte, besteht aus Aufnahme- und Abwurfeinheit. Die Absetzer wurden auf Schienen durch die Tagebaue Muldenstein und Golpa-Nord bewegt.

Mosquito

Bei den Bergleuten hieß der 1941 erbaute kompakte Raupensäulenschwenkbagger wegen seiner häufigen Umsetzung auch „das Rennpferd”: der 792-Tonner legte zwischen den Tagebauen Golpa II, Muldenstein, Golpa-Nord und Gröbern insgesamt 221 Kilometer zurück.

Mad Max

Der 1.250 Tonnen schwere Bagger ist mit vierzig riesigen Eimern ausgestattet. Einsatzorte waren ab 1962 die Tagebaue Schlabendorf-Süd und Golpa-Nord.

Big Wheel

Der Junior unter den Tagebaugroßgeräten kam in den Tagebauen Goitzsche, Golpa Nord und Gröbern zum Einsatz. Auffälligstes Merkmal ist das riesige Förderrad. Das Gerät wiegt 1.718 Tonnen und wurde 1984 gebaut.

Medusa

Der Reparaturkran dem langen Ausleger ist um 360 Grad schwenkbar und wiegt 1.200 Tonnen.

Lok EL2

Die Werkbahnen des Braunkohlenbergbaus reichten von der Sohle der Gruben bis zu den Veredlungsstandorten und Umschlagplätzen. Sie spielten sowohl beim Transport der Kohle als auch beim Abfahren des Abraums eine wichtige Rolle.

Museum

In der ehemaligen 30 kV-Station wurde der Strom aus dem Kraftwerks Zschornewitz für den Antrieb der Großgeräte und der Züge umgewandelt. Ein Teil der originalen Schaltanlage kann besichtigt werden.

Die Ausstellung zur regionalen Bergbaugeschichte zeigt einige Modelle sowie historische Fotodokumente aus dem Tagebau Golpa-Nord und den ehemaligen Dörfern Gremmin und Golpa.

Der Waldelefanz

Eine besondere Attraktion ist das nahezu vollständige Skelett eines Waldelefanten, der vor 120.000 Jahren in dieser Region lebte und, wie die aufgefundenen Feuerstein-Werkzeuge und die Anordnung der Knochen nahelegen, offenbar von Urmenschen hier geschlachtet worden war.

Das Tagebau-Restloch wurde ab 2000 geflutet und bildet heute den Gremminer See.

Der Verfasser hat Ferropolis am 29.8.2020 besucht.

FERROPOLIS ist bei:
POI

Technische Denkmäler

Verantwortlich gem. §55 Abs 2 RStV: Rainer Göttlinger. Pressemitteilungen willkommen. #130074 © Webmuseen