Ausstellung 27.06. bis 05.09.21
Urbanität auf dem Lande: Kurorte weisen in der Regel eine historisch gewachsene und unverwechselbare städtebauliche Individualität auf. Als Stätten, die in erster Linie der Pflege oder Wiederherstellung sowohl körperlicher als auch geistiger Gesundheit verpflichtet sind, haben sie ein diesen Zwecken entsprechendes Bauprogramm entwickelt.
Die Nutzung warmer Quellen reicht bis in die Antike zurück. Die Römer errichteten über ihnen große Thermen.
Im 16. Jahrhundert entwickeln sich dann die „Badenfahrten”: im Gegensatz zum täglichen Besuch der Therme der Römerzeit unternahm man nun Reisen, um die Heilquellen über einen längeren Zeitraum zu nutzen. Dies brachte dann auch neue Formen einer „Badegeselligkeit” mit sich. Kur- und Badestädte erfuhren eine stärkere Differenzierung, auch weil die Trinkkur zeitweise wichtiger als die Badekur. Somit erlangten auch Orte mit „kalten” Quellen Bedeutung. Neu hinzu kamen auch die Seebäder an Ost- und Nordsee und heilklimatischen Kurorte.
Dennoch besitzen die Heilbäder viele Gemeinsamkeiten, die sie von anderen Städten abheben. Entscheidend geschärft wird das Profil vieler Heilbäder im 19. Jahrhundert durch eine beschleunigte städtebauliche Entwicklung, die Umsetzung eines Stadtplans, dem das Kerngeschäft „Kur” die wesentlichen Konturen verleiht. Hier haben Kurstädte eigenständige Baumuster hervorgebracht, einen Beitrag zur Typologie der Stadtgeschichte geliefert.
Überall entstehen Trinkbrunnen, Brunnenhäuser und Wandelhallen, Kur- oder Conversationshäuser, Hotels, Pensionen, Sanatorien, Theater und Musikmuscheln, Parks und Alleen, Verkaufsboutiquen für Souvenirs.
Damit wurde ein Bauprogramm entwickelt, das bis heute als kennzeichnend für Kurorte gilt, und letztlich den Typus der Kurstadt begründete. Für diese Tatsache hat die historische Forschung den Begriff geprägt: „Urbanität auf dem Lande”. Dies meint, mehr bieten als die Größe der Stadt eigentlich erwarten lässt, und dies in einem Umfeld, das der Hektik einer Großstadt entzogen ist.
Ausstellungsort
Die legendären Bad Wildunger Heilquellen, ihre Geschichte, Anwendungen und Wirkungsweise bis zum heutigen Tage.
Museum, Bad Wildungen
Historisches Fachwerkhaus. Vorgeschichte des Wildunger Raumes und historische Entwicklung der Stadt bis zur Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich die Stadt zunehmend durch den Kurbetrieb veränderte.
Schloss, Bad Wildungen
Bedeutendes architektonisches Zeugnis waldeckischer Geschichte. Militär- und Jagdabteilung der "Museumslandschaft Hessen Kassel". Jagdgeräte des 16. bis 19. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Besitz der Landgrafen von Hessen-Kassel. Armbruste, Pulverflaschen.
Bad Wildungen
Historische Maschinen, Geräte und Alltagsgegenstände aus der Region. Funktionstüchtige Einzylinder-Dampfmaschine von 1927. Schusterstube und Schmiede.