Benjamin Houlihan
AUSGEZEICHNET #6
Bis 8.1.23, Kunstmuseum Bonn
So unterschiedlich Benjamin Houlihans Arbeiten auf den ersten Blick auch wirken, so sehr verbindet sie andererseits das gemeinsame Erkenntnisinteresse nach den Möglichkeiten und Grenzen des Mediums der Skulptur. Bereits 2006 verwandelt er in seinen aus Polyester und Glasfaser bestehenden „Lichtfallen” körperlose Lichtstrahlen zu kompakten, abstrakt erscheinenden skulpturalen Manifestationen des Immateriellen. Seit 2010 werden unscheinbare Alltagsgegenstände durch Material- und Größenverschiebung zu überlebensgroßen Figuren mit einer suggestiven Aura zwischen physischer Präsenz und verstörend fremder Autonomie. Zeitgleich entstehen räumlich weitausgreifende amorphe Farbanhäufungen aus Polyurethan und beigefügten Farbpigmenten, die ebenso auf eine sozusagen körperlich gewordene Malerei anspielen, wie sie andererseits die Frage nach Form und Formlosigkeit behandeln. Das Thema der Malerei streift der gelernte Steinmetz auch mit seinen Wandgemälden, die er mithilfe von Quark und Lebensmittelfarbe allein aus den Leck-Bewegungen seiner Zunge erzeugt.
Im Mittelpunkt seiner Ausstellung für AUSGEZEICHNET #6 stehen Arbeiten aus einer Werkgruppe, die der Künstler ebenfalls seit 2010 entwickelt hat. Für seine „Abschleifungen” bearbeitet Houlihan alltägliche Möbelstücke wie einen Stuhl, einen Schrank oder auch einen ganzen Konzertflügel so lange in aufwändigster Handarbeit durch Hobeln, Sägen, Fräsen, Schmirgeln, bis sie zu hauchfeinen, fast linearen Gebilden geworden sind, die jegliche Funktionalität verloren haben.
Was wir sehen sind keine Gegenstände mehr, sondern berührend verletzliche Ding-Wesen, deren prekäre Existenzform stets schon ihre mögliche Auflösung und ihr endgültiges Verschwinden mit beinhaltet. So werden sie gewissermaßen auch zu Zeugen der grundsätzlichen Fragilität unserer Welt