Ausstellung 05.07.23 bis 14.04.24

Zirkus bis Apostel

Terra Sigillata aus der Sammlung K. Wilhelm

Bis 14.4.24, Staatliche Antikensammlungen, München

München, Staatliche Antikensammlungen: Die vorzüglich erhaltenen Gefäße und Lampen gewähren einen faszinierenden Einblick in eine längst vergangene Alltagswelt, der man ihre Freude an ausgefallenen Formen und Bildern anmerkt.

Die Ausstellung präsentiert erstmals umfassend eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen römischer Terra Sigillata-Gefäße, die den Antikensammlungen im Jahre 2020 vom Münchener Arzt und Sammler Prof. Dr. Klaus Wilhelm als Geschenk überlassen wurde. Zur Schenkung gehören auch an die 50 Lampen italischer und nordafrikanischer Herkunft.

Über Jahrhunderte hinweg war Terra Sigillata aus Nordafrika, die mit einer Engobe überzogen wurde und daher eine rot glänzende Oberfläche besitzt, im ganzen Mittelmeerraum gefragt. Ihre hohe Qualität, ihre durch den harten Brand bedingte Haltbarkeit, sowie ihre variantenreichen Formenserien und Dekorationsarten machten sie zu ständigen Begleitern bei römischen Gastmählern. Teller, Tabletts, Platten, Schalen, Schälchen und die selteneren Krüge und Kannen geben uns eine Vorstellung vom reich gedeckten Tisch der Römer.

Das tönerne Tafelgeschirr stammt aus den Provinzen Africa Proconsularis und Byzacena, dem heutigen Tunesien, konnte in großer Stückzahl angefertigt werden und wurde so erschwinglich.

Die teils äußerst dünnwandigen Gefäße ahmten in Form und Dekor Objekte aus kostbarem Material wie Silber, Elfenbein oder Glas nach, das sich nur die Reichsten leisten konnten. Sie waren also Luxus für jedermann. Produziert wurde in hochspezialisierten Werkstätten, die zunächst in Nordosttunesien entstanden. Zum Exportschlager wurde aber besonders die applikenverzierte Ware aus Zentraltunesien: die Werkstätten in Sidi Marzouk Tounsi sind inzwischen als Herstellungsort der Mehrzahl der Objekte in der Ausstellung identifiziert.

Die detailreichen, figürlichen Motive wurden gesondert in Matrizen aus Gips oder Ton geformt und als Appliken aufgebracht. Sie zeigen unter anderem Gestalten aus dem Mythos aber auch gerne Szenen aus dem römischen Zirkus, also Wagenrennen und Tierhatzen. Diese waren im römischen Afrika besonders beliebt, sodass einzelne Gefäße sich an spezielle „Fangruppen” richteten und an vergangene Siege erinnerten. Seit dem späteren vierten Jahrhundert ergänzen christliche Motive das Repertoire, darunter figürliche Darstellungen der Apostelfürsten Petrus und Paulus oder Märtyrerbilder.

Die Ausstellung informiert über Vorläufer und Produktionsweisen der römischen Feinkeramik aus Nordafrika. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem reichen Bilderschmuck. In ihm wird nicht zuletzt der Wandel von einer heidnischen zu einer christlich geprägten Lebenswelt deutlich.

Die vorzüglich erhaltenen Gefäße und Lampen der Sammlung Wilhelm, ergänzt um Leihgaben aus verschiedenen Museen Deutschlands, gewähren einen faszinierenden Einblick in eine längst vergangene Alltagswelt, der man ihre Freude an ausgefallenen Formen und Bildern anmerkt.

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