Ausstellung 15.03. bis 02.06.24
Der markgräfliche Hofastronom aus Gunzenhausen entdeckte in Ansbach im Januar 1610 zeitgleich mit Galileo Galilei die vier großen Jupitermonde, publizierte seine Ergebnisse aber erst 1614 im Mundus Iovialis, der damit im Jahr 2024 auf 410 Jahre zurückblicken kann. Von Galilei des Plagiats bezichtigt, nahm sein Ruf nachhaltig Schaden, obwohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezeigt wurde, dass Marius völlig selbstständig forschte.
Am 7. Januar 1610 entdeckte Galileo Galilei mit seinem Fernrohr vier Monde des Jupiters. Schon am 29. Dezember 1609 entdeckte sie Simon Marius und benannte sie als vermeintlicher Erstentdecker mit lo, Europa, Ganymed und Kallisto. Doch während man in Ansbach noch nach dem julianischen Kalender rechnete, ist dieser Tag nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender der 8. Januar 1610, also einen Tag nach Galilei.
Die Erkenntnis Galileis, dass um den Jupiter vier Monde kreisen, war revolutionär. Sie half, das über tausend Jahre lang gültige Weltbild von Ptolemaios zum Einsturz zu bringen: es kreist nicht alles um die Erde, es gibt ein weiteres System mit einem Zentrum, um das Himmelskörper kreisen. Demnach steht die Erde auch nicht im Zentrum der Welt? Und es kann auch keine kristallenen Sphären geben, an denen die Planeten befestigt sind, die Jupitermonde würden sie sonst bei jedem Umlauf zerschlagen.
Simon Marius, Mathematiker und Astronom, wurde 1573 in Gunzenhausen geboren und besuchte ab 1586 die Heilsbronner Fürstenschule. 1601 begab er sich zur weiteren Ausbildung nach Prag zu Tycho Brahe, wo er auch Johannes Kepler kennenlernte. Ende des Jahres reiste er zu medizinischen Studien nach Padua, wo er auf Galileo Galilei traf, der hier Mathematikprofessor war. 1605 kehrte er nach Ansbach zurück, wo er als Hofmathematiker angestellt wurde. Er starb im Dezember 1624 nach kurzer Krankheit in Ansbach.
Als Hofmathematiker hatte er jährlich Kalender zu erstellen, denen eine „Prognostica” (Wetter- und sonstige Vorhersagen) angehängt war. Darüber hinaus gehörte auch die Beobachtung der Himmelsbegebenheiten zu seinen Aufgaben. Ab 1609 konnte er dazu ein kleines Teleskop benutzen (Perspicillium), mit dem er praktisch zeitgleich mit Galilei (7./8. Januar 1610) auch die Jupitermonde fand. Über den Anspruch an der Erstentdeckung entbrannte bald ein heftiger Prioritätenstreit. Erst im 20. Jahrhundert wurde geklärt, dass Marius seine Entdeckungen praktisch zeitgleich und unabhängig von anderen machte und seine Beobachtungen in vielen Punkten sogar genauer und umfangreicher als die Galileis waren.
Galllei veröffentlichte seine Entdeckungen umgehend und sah dadurch das copernicanische Weltbild als bestätigt an, während Marius – abgesehen von Notizen in seinen Kalendern – seine Beobachtungen erst 1614 in seinem Hauptwerk Mundus lovialis (Die Welt des Jupiters) publizierte, Er zog daraus jedoch andere Konsequenzen als Galliei, denn er bevorzugte das Weltsystem des dänischen Astronomen Tycho Brahe, der einen Kompromiss zwischen geo- und hellozentrischem Weltsystem entworfen hatte: die Erde ruhte weiterhin im Zentrum der Weit, Mond und Sonne bewegten sich um die Erde. Die weiteren Planeten umkreisten aber die Sonne und nicht mehr die Erde. Es war also besser mit der Bibel vereinbar als das copernicanische System.
Im Abschnitt „Astronomie beGreifen”, erarbeitet vom P-Seminar des Christoph Jacob Treu Gymnasiums Lauf, werden alle diese Vorstellungen und Weltbilder durch Hands-on-Modelle erläutert. In der Dauerausstellung des Museums können zudem zwei originale Erd- und Himmelsgloben aus der Residenz bewundert werden.
Der Verfasser hat die Ausstellung am 16.3.2024 besucht.
Ausstellungsort
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