Museum

Liebermann-Villa

Berlin: Restauriertes Sommerhaus Max Liebermanns mit Garten. Gemälde mit Motiven von Haus und Garten. Leben und Wirken des berühmten Berliner Malers. Entrechtung in der NS-Zeit.

Max Liebermann (1847-1935) gilt durch sein Werk und seine kunstpolitische Tätigkeit als einer der wichtigsten Wegbereiter der modernen Malerei in Deutsch­land.

1909/10 ließ sich der Berliner Künstler ein Sommerhaus am Wannsee bauen, das er stolz sein „Schloss am See” nannte, und in dem er von 1914 bis zu seinem Tod im Jahr 1935 regelmäßig die Sommermonate verbrachte. Denn hier fand er abseits vom hektischen Betrieb der Großstadt nicht nur die nötige Ruhe, sondern auch einen einzigartigen Inspirationsraum für sein Spät­werk.

Werdegang

Schon während seiner Studienjahre widmete sich Liebermann dem Leben und der Arbeit der einfachen Leute auf dem Land. 1878 übersiedelte er nach München. Konservativen Zeitgenossen erschienen damals weder die naturalistische Darstellung noch die gewählten Sujets als bildwürdig. 1884 kehrte Liebermann zurück in seine Heimatstadt Berlin und heiratete Martha Marck­wald.

Als Wegbereiter der Moderne und Gegner des preußischen Akademismus wurde er 1899 Gründungsmitglied und erster Präsident der Berliner Secession, 1920 folgte die Ernennung zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste. 1927 wurde er schließlich zum Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt.

In seiner Motivwahl gab er nun Szenen des gehobenen Bürgertums den Vorzug, malte sommers im holländischen Badeort Noordwijk Strand- und Reiterbilder und entwickelte sich in Berlin zu einem gefragten Porträt­maler.

Die Idee vom Haus im Grünen

Um 1900 machte sich im Berliner Großbürgertum eine Vorliebe für Landhäuser bemerkbar. 1909 gelang es Max Liebermann, eines der letzten freien Wassergrundstücke der Colonie Alsen, einem Gebiet zwischen Kleinem und Großem Wannsee, zu erwerben, und bereits im Juli 1910 konnte der 63-jährige Maler mit seiner Familie die fertiggestellte Villa beziehen. Historische Fotografien belegen, dass an den Wänden eigene Arbeiten sowie Zeichnungen und Gemälde aus Liebermanns Kunst­samm­lung hingen.

Im fast 7000 Quadratmeter großen, nach Liebermanns eigenen Ideen gestalteten Garten mit straßenseitigem Nutzgarten und Birkenweg bis zum Seeufer entstanden im Laufe der Jahre mehr als 200 Gemälde.

Das Atelier

Herzstück der Liebermann-Villa war das Atelier. In seiner Gestaltung hebt es sich von den anderen Räumen durch seine Decke mit Tonnengewölbe ab. Hier malte der Künstler an Porträts oder stellte seine im Freien gemalten und bereits gerahmten Bilder fertig. Liebermann hielt den Raum ungewöhnlich schlicht: ein Tisch, ein Stuhl und einige Staffeleien – die Ungemütlichkeit selbst, wie sein Freund und Biograf Erich Hancke es nannte.

Entrechtung

Als jüdische Familie wurden die Liebermanns während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt und ihre Villa zwangs­ver­kauft.

Schon 1933 trat Max Liebermann aus Protest gegen den Beschluß der Akademie, keine Bilder jüdischer Künstler mehr auszustellen, als deren Ehrenpräsident zurück. Ermüdet und verbittert verbrachte er 1934 den letzten Sommer am Wannsee. Er starb am 8. Februar 1935.

Im Zuge der Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung emigrierte Liebermanns Tochter Käthe mit ihrer Familie in die USA. Die 81-jährige Martha Liebermann, die sich zunächst entschieden hatte, in Berlin zu bleiben, wurde zunehmend Opfer der sich verschärfenden Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung. Als sie Deutschland dann doch verlassen wollte, verhinderten die Behörden mit immer neuen Geldforderungen die Aus­reise.

Das Sommerhaus musste sie bereits 1940 der Deutschen Reichspost überlassen, die darin ein Schulungszentrum einrichtete. Der ohnehin viel zu niedrig angesetzte Kaufpreis ging auf ein Sperrkonto, Marthas übriges Vermögen wurde vom Staat eingezogen. Sämtliche Einrichtungsgegenstände, die die Künstlerwitwe zusammen mit dem Haus abgeben musste, kamen in dieser Zeit ab­handen.

Am Tag ihrer Abholung zur Deportation nach Theresienstadt im März 1943 nahm Martha Liebermann eine Überdosis Schlafmittel, kam bewusstlos ins Jüdische Krankenhaus und starb dort wenige Tage später.

Nach 1945

Das Sommerhaus Max Liebermanns überdauerte wie die meisten Villen der Colonie Alsen den Krieg. Nach 1945 wurde es zusammen mit der Nachbarvilla zur Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Wannsee, später dann nach zwei Jahren Leerstand zum Vereinsheim des Deutschen Unter­wasser-Clubs.

Ab 2002 begann die Max-Liebermann-Gesellschaft die Villa mit privaten Mitteln zu restaurieren und für die Nutzung als Museum umzubauen. Seit Ende April 2006 sind Haus und Garten originalgetreu wiederhergestellt und öffentlich zu­gäng­lich.

Museum

Eine Kunstausstellung im Obergeschoss der Villa zeigt Gemälde, Pastelle und Grafiken Max Liebermanns. Im Mittelpunkt stehen dabei seine in Wannsee entstandenen Werke: Bilder von der Blumenterrasse, vom Staudengarten sowie vom Birkenhain und der sich zum Wannsee erstreckenden großen Rasen­fläche.

Die Ausstellung bietet dem Besucher damit die einmalige Möglichkeit, die Werke Max Liebermanns am Ort ihrer Entstehung und in unmittelbarer Nähe zu ihren Motiven zu erleben: im Sommer genügt ein Blick aus dem Fenster, um die Unmittelbarkeit der Blumenpracht, die den Künstler inspirierte, selbst zu erfahren. Denn der Garten ist so wiederhergestellt, wie Liebermann ihn damals plante.

Im Erdgeschoß informieren eine Dokumentationsausstellung sowie eine Medieneinheit über das Leben der Familie Max Liebermanns und über das wechselvolle Schicksal des Hauses. Die Besucher bekommen einen Eindruck davon, wie die Räume zu Lebzeiten des Künstlers ausge­sehen haben.

Der Verfasser hat die Liebermann-Villa am 2. April 2022 besucht.

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