Ausstellung 09.07. bis 04.10.20
Rembrandt verkörpert wie kein zweiter das Goldene Zeitalter des Barocks in der niederländischen Kunst. Wie ein Jahrhundert vor ihm Albrecht Dürer den Holzschnitt und Kupferstich, so stellte Rembrandt die Radierung künstlerisch auf eine Stufe mit seiner Malerei. Es gelang ihm seine Dramaturgie des Lichts in das schwarz-weiße Linienspiel der Radierung zu übertragen. Mit seiner locker geführten Radiernadel konnte Rembrandt einerseits die Spontaneität einer Federzeichnung und andererseits malerische Qualitäten erzielen. Im druckgraphischen Medium ist Rembrandts Themenrepertoire weit größer und experimenteller als in seinen Gemälden.
Bereits zu Lebzeiten waren Rembrandts Radierungen ein begehrtes Sammelobjekt, insbesondere ihnen verdankte er seinen Ruhm schon damals weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Die Werke von Rembrandt gehören in jeder Museumssammlung zu den Highlights. Das war auch im 18. Jahrhundert nicht anders, als die Hessischen Fürsten in Kassel und Darmstadt damit begannen, Gemäldesammlungen aufzubauen. Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel legte zwischen 1730 und 1760 eine der größten Rembrandtsammlungen Europas an. In Darmstadt dagegen investierte man damals noch vor allem in die höfische Repräsentation und ließ Porträts und Jagstücke malen.
Erst Landgraf Ludwig X. begann, mit Blick auf die Kasseler Vettern, ab 1790 damit eine fürstliche Gemäldegalerie aufzubauen. Aus Mangel an Gelegenheit und wegen seiner begrenzten finanziellen Mittel war ihm der Ankauf von Rembrandt-Gemälden leider nur in geringem Umfang möglich. Anders in der Druckgraphik: hier gelang es ihm 1802 über die in Mannheim befindliche Kunsthandlung Artaria ein bedeutendes Rembrandt-Konvolut an Radierungen in zum Teil exzellenter Druckqualität zu erwerben. Damit konnte er den Kasseler Graphik-Bestand in den Schatten stellen. Dank dieser Erwerbung gehört das Darmstädter Kabinett bis heute zu den wichtigen Rembrandt-Sammlungen weltweit.
Anlässlich des 200jährigen Jubiläums des Hessischen Landesmuseums Darmstadt bietet die Ausstellung einen Einblick in die Anfänge der Darmstädter Sammlung. Sie stellt anhand repräsentativer Werke die Rembrandt-Erwerbungen des 18. Jahrhunderts in Kassel denen in Darmstadt gegenüber und macht mit den jeweils handelnden fürstlichen Personen und deren unterschiedlichen Sammlungsstrategien vertraut. Schlüsselwerk ist das Rembrandt-Gemälde „Selbstbildnis mit Sturmhaube” von 1634 aus Kassel, das die Darmstädter damals auch für ihre Sammlung gerne haben wollten, weshalb sie kurzerhand eine Kopie erwarben, die bis heute zum Darmstädter Sammlungsbestand gehört.
In einem zweiten Ausstellungskapitel wird, ausgehend von der gemalten Ansicht (um 1825), die historische Hängung der Darmstädter Gemäldegalerie teilrekonstruiert, um einen Eindruck zu vermitteln, wie die Rembrandt-Werke damals im Niederländer Saal des Schlosses präsentiert wurden. Thematisiert werden darüber hinaus die vom 18. Jahrhundert bis heute sich an Rembrandtwerken entzündenden Zuschreibungsfragen und die Frage nach der Herkunft der Darmstädter Werke.
Der dritte Teil der Ausstellung gibt mit rund 110 Arbeiten einen umfassenden Einblick in Rembrandts Radierkunst und zeigt Blätter von exzellenter Druckqualität, die in der Welt ihresgleichen suchen. Die Präsentation umfasst Porträts, Selbstbildnisse, biblische und historische Themen, Akte, Allegorien, Genreszenen und Landschaften. Sie künden von größtem psychologischem Feingespür des niederländischen Meisters und lassen ihn als genauen wie auch einfühlsamen Menschenbeobachter erkennen.
Ausstellungsort
Eines der ältesten öffentlichen Museen Deutschlands, umfassend saniert und auf den Stand des 21. Jahrhunderts gebracht. Zahlreiche unterschiedliche Sammlungen aus den Bereichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte.
Bis 2.6.2024, im Haus
Erstmals beleuchtet eine Schau das Erbe und die Fortführung unterschiedlicher künstlerischer Strategien des Horrors in Mode, Musik, Film, sowie in der zeitgenössischen Kunst.
Dependance, Lorsch
Dependance, Darmstadt
Schloss, Darmstadt
Sammlung zur Geschichte der ehemaligen Landgrafenschaft sowie des späteren Großherzogtums Hessen. Fürstliche Wohnkultur von der Zeit des Barock bis hin zum späten 19. Jahrhundert.
Bot. Garten, Darmstadt
Kleinod barocker Gartenkunst in Gestalt eines intimen Nutz- und Ziergartens mit einer Vielfalt an Pflanzen.
Museum, Darmstadt
Ausstellungsgebäude auf dem höchsten Punkt der Mathildenhöhe mit weiträumigen Terrassen und gestaffelten Pergolen, erbaut von Joseph Maria Olbrich 1907-08. Künstleratelier und Künstlerwohnhäuser, Platanenhain.
Museum, Darmstadt
Museum im Ernst-Ludwig-Haus, dem ehemaligen Atelier-Gebäude der Darmstädter Künstlerkolonie. Überblick über die Arbeiten der Künstler, die von 1899 bis zu Beginn des ersten Weltkrieges Mitglieder der Künstlergemeinschaft auf der Mathildenhöhe waren.