Ausstellung 28.05. bis 03.09.17
Hermann Hesses Novelle „Klingsors letzter Sommer”, die Geschichte eines sich in Rausch und fernöstlicher Gedankenwelt vollendenden Künstlers, ist nahezu 100 Jahre alt und trotz dieser Zeitdistanz immer noch so lebendig, packend, widersprüchlich wie im Jahr ihres Entstehens.
1919 ist Europa stigmatisiert von einem entsetzlichen Krieg, vom Zusammenbruch der alten Werte und Ordnungen. Für Hermann Hesse bedeutet dieses Jahr zugleich die Loslösung vom bürgerlichen Ehe- und Familienleben und den Umzug ins Tessin. Entgegen allen Klagen über die Einsamkeit und die ihn bedrückenden familiären Verhältnisse knüpft er rasch neue Kontakte und gewinnt Freunde. Sie bilden zusammen mit der Tessiner Landschaft die Folie zu seiner Novelle „Klingsors letzter Sommer”.
Das Bekenntnis des Schriftstellers zum Wagnis eines radikalen Neubeginns einhergehend mit einem ekstatischen Lebensgefühl im Sommer 1919 führen zu einer expressiven Dichtung, die den Doppelklang des Ausdrucks bewirkt. Im Farbenrausch der Malerei und in einer neuen Kraft der Sprache zeigt sich für Hesse ein Akt der Befreiung.
Die in ihrer Expressivität einmalige Erzählung veranlasste Heiner Hesse 1977, anlässlich des 100. Geburtstages seines Vaters, zu einer Sonderausgabe vom „Klingsor” mit Aquarellen Hermann Hesses. Im Jahr 2000 erschien eine weitere bibliophile Ausgabe mit Illustrationen von Gunter Böhmer, der bereits 1940 am Schauplatz der Handlung zu Hesses Novelle malte und zeichnete.
In der Ausstellung geht es zum einen um die Entstehung dieser beiden Buchausgaben, zum anderen um die Darstellung der Personen im „Klingsor” und ihren leibhaftigen Entsprechungen im Freundeskreis Hermann Hesses. Aquarelle von Hermann Hesse und seinen Malerfreunden sowie Korrespondenzen, Fotografien und Schriften aus diesem Personenkreis verdeutlichen, wie eng hier Inhalt mit sprachlicher und bildnerischer Ausdruckskraft korrespondieren.
Ausstellungsort
Ehemaliges Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, später Schul- und Rathaus der Gemeinde. Kunst- und Literaturlandschaft der Höri, Ausstellung „Gaienhofener Umwege. Hermann Hesse und sein 1. Haus”.
Museum, Gaienhofen
Leben und Werk von Otto Dix.
Museum, Gaienhofen
Wohnhaus das Hermann Hesse für seine Familie im Jahr 1907 bauen ließ. Dank hohem Bestand der baulichen Original-Ausstattung des Hauses ist hier noch eine weitgehend authentische Atmosphäre erlebbar.
Museum, Salenstein
Sammlung zur Erinnerung an die Familie Bonaparte. Wohnkultur des ersten und zweiten französischen Kaiserreichs. Mobiliar und historische Objekte Napoleons I., der Königin Hortense, Napoleons III. und der Kaiserin Eugénie.
Museum, Öhningen
Historischer Speicherbau von 1604, der vom alten Ortskern ans Seeufer umgesetzt wurde. Archäologische und paläontologische Funde von der Höri im Bodensee. Versteinerungen aus den weithin bekannten Öhninger Schichten.
Museum, Radolfzell