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www.testberichte.de: Eine Studie zur Beliebtheit deutscher Museen, wie sie sich in den Bewertungen bei Google widerspiegelt, erhitzt derzeit die Gemüter der Szene.
So mancher Verantwortliche mag sich angesichts der Tatsache, daß sein Museum von einem unbekannteren in die Ränge verwiesen wurde, verwundert die Augen gerieben haben. Ein anderer wiederum zeigt sich vermutlich hoch erfreut über das gute Abschneiden gegenüber einer vermeintlich stärkeren Konkurrenz.
Museen sehr beliebt
Das Wichtigste vorneweg: Deutschlands Museen schneiden bei den Besucherstimmen erheblich besser ab als zum Beispiel Freizeitparks, Zoos oder Weihnachtsmärkte. Ob aber ein gerade mal dreistellig bewertetes Museum gegenüber einem mit knapp 15.000 Bewertungen wirklich wegen einer Zehntelnote Differenz als das beliebtere gelten muß, sei dahingestellt. Denn überdurchschnittlich bepunktet sind sie ja beide.
Der Rezensent nimmt natürlich erfreut zur Kenntnis, daß seine Heimatstadt als einzige gleich doppelt in den Top 10 vertreten ist, fragt sich aber zugleich, warum dem Nürnberger Kaiserburg-Museum mit immerhin 23.500 Bewertungen die Aufnahme in den erlauchten Kreis gänzlich verwehrt geblieben ist, verfügt es doch über eine sehenswerte Dauerausstellung zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und zur Goldenen Bulle Kaiser Karls IV.
Burgen und Schlösser, die im Kern selbst das „Ausstellungsstück” sind, seien nicht Teil des Rankings, heißt es dazu in der Begleitschrift. Nun, da hätte man wohl etwas präziser differenzieren müssen. Und auch konsequenter, denn die Burg Giebichenstein etwa, die nicht mehr zu bieten hat als ein paar Gebäudereste, ist sehr wohl im Ranking vertreten: auf Platz 301.
Das bekannte und beliebte Technik Museum Speyer hat es immerhin im zweiten Anlauf nicht nur auf die Liste, sondern sogar in die Top 10 geschafft. Andere wiederum fehlen verdientermaßen: wer sich vehement gegen alles sperrt, was nicht der Kontrolle der eigenen Marketing-Abteilung untersteht, soll halt bitte weiter Prospekte verteilen.
Affinität zur Technik
Natürlich spielt in einem Ranking, das sich auf Online-Bewertungen stützt, die Affinität dieser Besuchergruppe zu technischen Medien eine nicht zu vernachlässigende Rolle, ist sie doch ein wesentliches Motiv für das Hinterlassen einer Bewertung.
So muß es also nicht verwundern, daß die Museen von Mercedes-Benz, Porsche, BMW und Audi sehr weit vorne mitmischen und ebenso das Lieblingsmuseum des Rezensenten, das eben nicht einfach nur die Alltagsautos der 1960er- und 1970er-Jahre aufreiht, sondern auch den Zeitgeist dieser Jahre wiedererstehen läßt.
Mit ihren knapp 500 Nennungen, unter denen sich natürlich auch so gut wie alle namhaften Kunst-, Naturkunde- und kulturgeschichtlichen Museen finden, darf die Studie aber durchaus als repräsentativ gelten.
Ein wenig schwach vertreten sind die Freilichtmuseen: das beliebte und bekannte Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim, dem eigentlich Platz 16 gebührt hätte, fehlt zum Beispiel ebenso wie das ähnlich beliebte LWL-Freilichtmuseum in Detmold.
Und wo ist eigentlich das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte? Mit seinen 4.7 Punkten hätte es Platz 23 verdient, dicht gefolgt von Siegfrieds mechanischem Musikkabinett in Rüdesheim mit dem Zeug zu Platz 24. Was ist mit dem Zeppelin-Museum, das immerhin 5.700 Bewertungen in die Waagschale zu werfen hätte? Vermißt wird auch das beliebte Unimog-Museum im badischen Gaggenau.
Es wird also sicher noch weitere Nachträge geben – und geben müssen. Harren wir also gespannt all derer, die sich die Platzierung bereits erarbeitet haben und nur noch nicht gefunden wurden. Und rücken wir zugleich jene, die es ebenfalls verdient hätten, noch mehr in den Fokus.
Update
Die Testberichte-Redaktion hat Fehler bei der Recherche eingeräumt und die u.a. auch vom Rezensenten beklagten Lücken zumindest teilweise geschlossen, mit der Folge, daß die von der Tagespresse verbreiteten Platzierungen allesamt – mit Ausnahme des Spitzenplatzes – nicht mehr zutreffen: eine Blamage, die sich hätte vermeiden lassen, zumal so beliebte Museen wie das Zeppelin-Museum oder das Auto- und Technik Museum Sinsheim (Platz 10) nach wie vor fehlen.
Update II
Zwischenzeitlich wurden über 100 Nachmeldungen eingearbeitet, so daß die Auswahl der Kandidaten nun keine Wünsche mehr offen läßt.
Die Silberne Zitrone für das unbeliebteste Museum Deutschlands geht an das EFA Mobile Zeiten in Amerang.
Museum, Stuttgart
Museum der ältesten Automobilfabrik der Welt. Geschichte des Automobils vom ersten Auto der Welt bis in die 70er Jahre. Renngeschichte, Rekordwagen, Flugzeug- und Schiffsmotoren, Auswahl aus dem aktuellen Fahrzeugprogramm.
Museum, Zwickau
Museum auf dem früheren Audi-Gelände. Fahrzeug-, Baugruppen- und Archivaliensammlung zur Geschichte des Zwickauer Automobilbaues 1904-1991 durch die Werke Horch, Audi, DKW und Wanderer, die sich 1932 zur Auto-Union AG zusammenschlossen.
Museum, Nürnberg
Sammlung historischer Straßenbahnen vom Pferdebahnwagen bis zum Großraumwagen. Außerdem: Straßenbahnkino, große Modellbahnanlage und "Technik-Ecke".
Museum, Nürnberg
Sammlung der Familie Merk. 120 Automobile sowie 130 Motoräder-Modelle aus den 20er Jahren bis hin zur Gegenwart, dazu allerlei technisches Gerät.
Museum, Gütersloh
Hausmuseum der Firma Miele. Entwicklung der Hausgerätetechnik, Milchzentrifugen, Fahrräder, Motorräder, Motorfahrräder und das Miele Auto.
Museum, Tübingen
Sammlung von über 70 Fahrzeugen, darunter seltene Sportwagen aus sechs Jahrzehnten, Motorräder und Fahrräder. Umfangreiche Sammlung von Blechspielzeugen und Modellautos der Nachkriegszeit, Puppen und Puppenwagen, Emailschildern und Modellflugzeugen.
Museum, Stuttgart
Museum des weltbekannten Herstellers von Renn- und Sportwagen. Mehr als 80 Serienwagen, Prototypen und Rennwagen. Automobilentwicklung im Hause Porsche.